Verleger Jürg Marquard war der Protagonist in „Traumjob – nur einer schafft es!„, der Schweizer Variante des Managercastings nach dem Vorbild von „The Apprentice“ mit Donald Trump, das in Deutschland verschiedentlich erfolglos ausprobiert wurde. 12 Kandidaten bewarben sich darin um einen Managementposten im Imperium des Schweizer Medienmoguls, der mit einem monatlichen Salär von 200.000 Schweizer Franken dotiert war. Dafür mussten sie wöchentlich in zwei teams aufgaben erledigen und am Ende der Sendung von einem Teilnehmer Abschied nehmen. In der Jury saßen neben Marquard als Beiräte auch Headhunterin Doris Aebi und Ex-CASH-Chefredaktor Markus Gisler.
Die Sendung war eine Koproduktion des Schweizer Fernsehens SF DRS mit der eigens für die Sendung gegründeten Marquard Productions AG. Auch Experten des Rechteinhabers Grundy Light Entertainment unterstützten der Presse zufolge die Adaption für den Schweizer Markt. Die Schweizer Presse kritisierte das eng am amerikanischen Vorbild gehaltene Format jedoch als realitätsfern und selbstdarstellerisch. Der Publikumsrat des Schweizer Fernsehens DRS bemängelte gar fehlende Nähe zum Wirtschaftsleben und zum Auswahlverfahren von Führungskräften. Außerdem wurde die Zurschaustellung des luxuriösen Lebensstils von Marquard kritisiert, woraufhin Showmaster Kurt Felix ihm öffentlich beisprang und den Publikumsrat kritisierte.
Marquard und sein Team hielten stehts entgegen, dass es sich um ein Unterhaltungsformat handele. Den Sieg der ersten und zugleich letzten Staffel holte sich Martin Bachofner, der seinen Vertrag nach Ablauf der Mindestdauer von einem Jahr sogar verlängern konnte. Marquard zeigte nach Ablauf der ersten Staffel kein großes Interesse an einer Fortsetzung des Sendeformats.
Traumjob (Schweiz) – Episodenliste
In insgesamt 11 Episoden traten 12 Kandidaten im Ausschlussverfahren gegeneinander an, bis im Finale nur noch zwei übrig waren. Die Quote war Medienberichten zufolge gut und bei durchschnittlich 452.000 Zuschauern der Erstausstrahlung plus 74.000 Zuschauer der Wiederholung, Protagonist und Sendung gerieten aber unberechtigt in die Kritik der kritischen Schweizer. Das mag auch mit ein Grund gewesen sein, weshalb Jürg Marquard wenig Lust auf eine zweite Staffel zeigte. Mittlerweile kann man ihn jedoch als Löwen bei der Höhle der Löwen sehen.
Staffel 1 | Erstausstrahlung | ausgeschieden | Zuschauer | Marktanteil (14-49 Jährige) |
Folge 1 | 17. April 2005 | Massimiliano Salerno | unbekannt | unbekannt |
Folge 2 | 24. April 2005 | Sonia Valero | unbekannt | unbekannt |
Folge 3 | 01. Mai 2005 | Susanna Sonderegger | unbekannt | unbekannt |
Folge 4 | 08. Mai 2005 | Natasha Jackson | unbekannt | unbekannt |
Folge 5 | 15. Mai 2005 | niemand | unbekannt | unbekannt |
Folge 6 | 22. Mai 2005 | Mirjam Achermann | unbekannt | unbekannt |
Folge 7 | 29. Mai 2005 | Christian Bajer | unbekannt | unbekannt |
Folge 8 | 05. Juni 2005 | Andrea Vonlanthen & Markus Schärer |
unbekannt | unbekannt |
Folge 9 | 12. Juni 2005 | Loa Larsen-Ledet Hansen | unbekannt | unbekannt |
Folge 10 | 19. Juni 2005 | Roger Bürgler | unbekannt | unbekannt |
Folge 11 | 26. Juni 2005 | Yves Tschui | unbekannt | unbekannt |
Die einzelnen Folgen sind derzeit nirgendwo im TV oder in Onlinemediatheken zu sehen.
Das Prinzip der Sendung „Traumjob“
Traumjob folgt in seinem Aufbau eng dem amerikanischen Vorbild „The Apprentice“ und lief ähnlich wie die deutsche Adaption „Big Boss“. Sechs Frauen und sechs Männer stellten sich in elf Duellen verschiedenen Teamaufgaben und mussten dabei Führungsstärke, Kreativität und Teamgeist beweisen. Dem Gewinner oder der Gewinnerin winkte eine Anstellung im mittleren Management bei der international tätigen Marquard Media Gruppe mit einem Jahresgehalt von 200.000 Franken. Das Dutzend wurde ausgewählt aus insgesamt rund 400 Bewerbungen von der Schweiz bis nach Dänemark.
Die wöchentlichen Aufgaben sollten an Herausforderungen angelehnt sein, wie sie auch in der Wirtschaft auftreten können. Vor allem ging es aber um Unterhaltungswert und Problemlösungsfähigkeiten. Dafür mussten Gewinne erwirtschaftet oder Events organisiert werden. Zum Ende jeder Episode mussten sich die Kandidaten vor Jürg Marquard, Doris Aebi und Markus Gisler rechtfertigen und einer von ihnen wurde nach Hause geschickt. Die Zeit verbringen die Teilnehmer in einer WG, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, was zu Bündnissen, aber auch Konflikten führen kann.
Zu den Aufgaben der sieben Wochen gehörten unter anderem:
- Blumenverkauf an der Zürcher Bahnhofstrasse
- Kreation einer Werbekampagne für Swisscom Mobile
- 17 Paletten à 1260 Rollen Toilettenpapier gewinnbringend verkaufen
- Organisation eines Benefiz-Events in einem Zürcher Restaurant
- Erarbeitung eines Businessplans
- Event-Fahrt mit den SBB
Die „Traumjob“ Kandidaten 2005
Zwölf überdurchschnittlich gut ausgebildete Kandidaten bewarben sich um den Traumjob. Der Sender achtete hierbei darauf, dass der Geschlechterverhältnis zu Beginn genau ausgeglichen war. Die Kandiaten der ersten Staffel waren:
- Andrea Vonlanthen, 31 Jahre alt, aus Freiburg, wohnhaft in Zürich
- Loa Larsen-Ledet Hansen, 32 Jahre alt, aus Dänemark, wohnhaft in Raperswilen
- Mirjam Achermann, 31 Jahre alt, aus Zürich, wohnhaft in Hörhausen
- Natasha Jackson, 31 Jahre alt, aus Bern, lange Zeit wohnhaft in den USA
- Sonia Valero, 28 Jahre alt, aus Wetzikon, wohnhaft in Volketswil
- Susanna „Zsuzsu“ Sonderegger, 29 Jahre alt, gebürtige Ungarin aus Zollikon
- Christian Bajer, 34 Jahre alt, gebürtiger Deutscher, wohnhaft in Schenkon
- Markus Schärer, 32 Jahre alt, aus Jona
- Martin Bachofner, 32 Jahre alt, aus Bern, wohnhaft in Teufen
- Massimiliano Salerno, 33 Jahre alt, wohnhaft in Spiegel bei Bern
- Roger Bürgler, 30 Jahre alt, aus dem Prättigau, wohnhaft in Zürich
- Yves Tschui, 28 Jahre alt, aus Zürich, wohnhaft in Carouge/Genf
Besonderen Eindruck hinterließen dabei:
Martin Bachofner
Der zum Zeitpunkt der Teilnahme 32-jährige Berner Jurist Martin Bachofner gewann die erste Staffel. Auf die Zuschauer wirkte er dabei stets wie der brave und bescheidene Vorzeige-Schweizer, der seine Ecken und Kanten gut verstecken kann. Im erforderlichen Moment ist er aber stets dagewesen, wenn es um die Bewältigung der gestellten Aufgaben ging und das brachte ihm letztendlich auch den Sieg ein. Bachofner gewann einen Manager-Job bei der Marquard Media Gruppe, der nach dem ersten Jahr sogar zweimal um weitere sechs Monate verlängert wurde. Bachofner werde als Projektleiter Neue Medien für Onlineaktivitäten eingesetzt. ERst nach zwei Jahren trennten sich die Wege im Guten wieder. Später arbeitete er als Gstaader Tourismusdirektor und als Leiter der Organisation „Bern Welcome“
Yves Tschui
Der 28-Jährige Yves Tschui aus Zürich und zum Zeitpunkt der Sendung wohnhaft in Carouge/Genf, war der zweite Finalist, der sich zusammen mit Bachofner durch zehn Episoden kämpfte und am Ende nur ganz knapp unterlag. Einige Zuschauer mögen ihn bereits als Gewinner gesehen haben, da er gegenüber seinem Konkurrenten weniger zurückhaltend wirkte.
Natasha Jackson
Auf die 31-jährige Blondine Natasha projizierten die Zuschauer viele Emotionen. Während einige mit der klugen und hübschen Frau mitfieberten, bezeichneten andere sie als „Ego-Zicke“ und schwierig im Umgang mit anderen. Dabei entsprach das Bild, das die Sendung vermittelte gar nicht der wahren Natasha, die sich selbst als sehr einfühlsam und warmherzig bezeichnete. Direkt nach der Sendung gab es dann Beziehungsstress und die Trennung von Mister-Schweiz Sven Melig. Positive Effekte auf die Jobsuche habe ihr die Sendung im übrigen nicht gebracht. Die Negativpresse zu ihrer Person sei eher hinderlich gewesen. Anschließend machte sie vor allem als TV-Celebrity immer wieder auf sich aufmerksam und nahm ihr Image als Ego-Zicke dabei aufs Korn.
Mirjam Achermann
Nach sieben Folgen war es vorbei. Die 31-jährige Mirjam Achermann beschloss, die Sendung zu verlassen und verkündete ihre Entscheidung im Boardroom Jürg Marquard. Sie störte sich an der ständigen Isolation in der Kandidaten-WG und wollte wieder hinaus ins echte Leben. Die Teilnahme an der Sendung hatte sie die Motivation für den ausgeschriebenen Job verlieren lassen. Ein Schlag ins Gesicht für das Produktionsteam. Dabei war die Marketing-Frau schon immer ein Freigeist. Acht Jahre trat sie jonglierend in einem Zirkus auf. Die Abschottung kritisierten auch einige andere Kandidaten.
Rüge durchs Bundesamt für Kommunikation
Die Sendung wurde in der Schweiz viel diskutiert. Besonders die Unternehmerpersönlichkeit von Jürg Marquard wurde als sehr selbstbezogen und die Sendung als eine Personalityshow kritisiert. 2005 lagen der Bewertung von Fernsehshows offenbar noch andere Maßstäbe und Werte zugrunde. Vor allem entsprach gerade dieses Kriterium auch der Adaption des US-Formates mit dem Selbstdarsteller Donald Trump. Für mehr Aufsehen als Marquard selbst sorgte aber etwas anderes
Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) rügte „Traumjob – nur einer schafft es“ bzw. den Sender SF-DRS öffentlich wegen Verletzungen von Werbe- und Sponsoringbestimmungen. Konkret ging es um einen Fall von möglicher Schleichwerbung durch die Darstellung des Hotels „Victoria-Jungfrau“ in Interlaken im Rahmen der Sendung. Es wurde dafür geprüft, ob das Hotel Leistungen, wie beispielsweise Mahlzeiten und Übernachtungen für Kandidaten und das Filmteam erbracht hat. Da dies bejaht wurde, hätte eine Kennzeichnung nicht nur im Abspann der dritten Episode als Danksagung erfolgen dürfen sondern umfangreicher sein sollen. In der Schweiz müssen Sponsoren von Fernsehsendungen jeweils zu Beginn wie auch am Schluss der gesponserten Sendung klar benannt werden. Vor dem Hintergrund hätten in dem zweieinhalb minütigen Clip in der Folge vom 01. Mai 2005 auch keine Vorzüge des Hotels genannt werden dürfen. Der Sender legte Beschwerde beim Eidgenössisch Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) ein, die jedoch abgelehnt wurde. Für die Zukunft ergab sich daraus, dass der Sender mögliche potenziell werblichen Inhalte besser kennzeichnen müsse.
Die Jury
Jürg Marquard ist eine der bekanntesten Medienpersönlichkeiten der Schweiz und seit 2019 als Investor auch Teil der Schweizer Höhle der Löwen. Zu seinem Beirat gehörten Doris Aebi und Markus Gisler.
Jürg Marquard
Der „Traumjob“ in der Deutschland
Auch im Nachbarland Deutschland wurde das Format von „The Apprentice“ adaptiert. Bereits 2004 gab es Anläufe mit „Big Boss“ und „Hire or Fire“. Es sollte aber bis 2019 dauern, bis ProSieben mit „Der Traumjob bei Jochen Schweizer“ den Titel aufgriff. Genau wie Jürg Marquard hat Jochen Schweizer einen Bezug zur Erfolgssendung „Die Höhle der Löwen“, in der er drei Jahre lang als Investor saß.