Ab der Sendung vom 19. Oktober 2001 verfügte die Harald Schmidt Show über einen kleinen Showgarten hinter dem Studio 449, in dem die Bäume des Jahres gepflanzt wurden. Angelegt wurde der Garten vom Botanik-Experten Markus Paßlick, der als Percussionist in der Band von Götz Alsmann spielte und bei Schmidt als Autor tätig war sowie in der Show einige Auftritte als Pflanzenexperte absolvierte.
Gepflanzt wurden im ersten Jahr die Sandbirke, die Esche und der gemeine Wachholder, die Bäume der Jahre 2000 bis 2002. Außerdem wurde ein kleiner Lehrpfad mit Schrifttafeln angelegt. Im folgenden Jahr wurde der Garten um den Baum des Jahres 2003, die Schwarzerle, erweitert. Außerdem pflanzte die Show für jedes im Jahr 2002 geborene Kind eines Mitarbeiters einen Apfelbaum. Wert wurde dabei darauf gelegt, alte Apfelsorten auszuwählen, die heute schon fast verschwunden sind.
Die Bäume des Jahres
Anlässlich der Bekanntgabe des Baums des Jahres 2002 begann die Harald Schmidt Show, einmal jährlich die Bäume des Jahres anzupflanzen. Durch Schmidts Kreativpause im Jahr 2004 wurde die Aktion nicht weiter fortgesetzt.
2000: Die Sandbirke
Die Hänge-Birke, auch Sandbirke, war der Baum des Jahres 2000. Die Birke, die bis zu 25 Metern hoch wachsen kann, gilt als eines der Symbole des Frühlings. Mit ihrer weißen, borkigen Glatt-Rinde und den zartgrünen Blättern ist sie in Mitteleuropa heimisch und genießt in Skandinavien und Russland einen ähnlichen identitätstiftenden Status wie hierzulande die Eiche. Ihr Verbreitungsgebiet reicht dabei bis nach Nordamerika und Asien. Ein Merkmal der Hänge-Birke sind die mehrschichtige Krone und die überhängenden Zweige. Von April bis Mai steht die Sandbirke in Blüte. Bei starkem Wind wirken ihre herabhängen Zweige wie Peitschen, die Schneisen in die Baumkronen konkurrierender Bäume schlagen.
Als Pionierbaumart ist sie eine der ersten, die Brachen und Kahlflächen wieder neu besiedelt. Besonders die jungen Birken benötigen viel Wasser. Erst im Alter können sich die Bäume an trockene Standorte anpassen. Sie ist anspruchsarm, wächst jedoch aufgrund der Konkurrenzverdrängung oft auf sauren Böden, Moorböden und anderen Extremstandorten sowie in Wäldern mit hoher Wilddichte. die Hänge-Birke kann der Wiederbewaldung von Heidelandschaften oder Trümmerflächen dienen und tritt dabei oft gemeinsam mit der Salweide auf.
Als Nutzholz wird die Birke vor allem Als Brennholz, für Span-, Sperrholz- und Faserplatten und Zellstoff verwendet, zu Reisigbesen verarbeitet oder in der finnischen Sauna zum Abschlagen der Haut. Aus dem Blutungssaft der Birke werden Öl, Haarwasser, Birkenwein und Birkensaft gewonnen. Der Saft der Birke enthält leicht entzündungshemmende, schmerzstillende und antibakterielle Wirkung und wird in einigen Ländern als Erfrischungsgetränk getrunken.
2001: Die gemeine Esche
Die gemeine Esche wurde 2001 zum Baum des Jahres gekührt. Mit bis zu 40 Metern Höhe und einer Lebenszeit von ca. 300 Jahren ist die Esche ein beeindruckender Baum. Die gewöhnliche Esche verfügt über einen Stamm ohne Gabelung und Äste, die im rechten Winkel dazu stehen. Ihre Zweige wiederum zeigen senkrecht nach oben. Bereits zur Kreidezeit und im Tertiär kann die Esche auf der Nordhalbkugel nachgewiesen werden. Durch Eiszeit, Ausbreitung der Buchen, Ackerbau und Entwaldung im Mittelalter wurde sie immer wieder dezimiert und regional zurückgedrängt. Später wurde sie gegen Bodenerosion an Flussläufen neu angesiedelt. Heute wächst sie in Mittel-, Süd- und Südost-Europa. In der nordischen Mythologie hat sie als Weltenbaum Yggdrasil eine besondere Bedeutung.
Die Esche tritt in verschiedenen Formen von Mischwäldern auf. Unter anderem gemeinsam mit der Schwarz-Erle, die 2003 zum Baum des Jahres ernannt wurde. Aktuell ist die Esche vom sogenannten „Eschensterben“ bedroht, das Anfang der 1990er Jahre in Polen erstmals auftrat und dem in Dänemark schon bis zu 95 Prozent aller Eschen zum Opfer gefallen sind. Es droht durch Schädlings- und Pilzbefall der Verlust des kompletten europäischen Eschenbestandes und der damit zusammenhängenden komplexen Ökosysteme und Kulturlandschaften.
Das Holz der Esche übertrifft in seiner Zug- und Biegefestigkeit die Eiche und sit ein schweres und hartes Holz. Es wird sowohl als Furnier- als auch als Massivholz eingesetzt, als Möbel, Wand- und Deckenverkleidung sowie für Fußböden verarbeitet. Im Außenbereich kommt es aufgrund seiner schlechten Imprägniereigenschaften kaum zum Einsatz. Durch seine Bruchfestigkeit eignet es sich für Werkzeuge, Turngeräte, Leiterwagen, Felgen und Speichen. Un früheren Zeiten war das Eschenlaub ein bedeutendes Futtermittel für den Winter.
2002: Der gemeine Wachholder
Der Baum des Jahres 2002 wurde der gemeine Wachholder, der auch Heide-Wachholder genannt wird. Im Volksglauben wehrte der Wachholder in der Weihnachtszeit als Zweig über der Stalltür angebracht Hexen und Druden ab. Der Wachholder wächst als kleiner Baum oder aufrechter bis kriechender Strauch. Maximal wird er 18 Meter hoch, durchschnittlich jedoch nicht mehr als bis zu 12 Meter. Mit 600 Jahren Maximalalter toppt er alle anderen Bäume dieser Liste. Besonders der schmale kegelförmige Wuchs des Wachholders ist auffällig sowie seine nadelförmigen Blätter. Die männlichen Wachholder blühen zwischen April und Juni gelblich, die weiblichen Bäume tragen Blütenzapfen.
Die Reifung der Wachholder-Zapfen dauert nach der Bestäubung drei Jahre. Der Wachholder ist das am weitesten verbreitete Nadelgehölz und kommt nahezu auf der gesamten Nordhalbkugel vor. Bekannte vorkommen in Deutschland sind die Lüneburger Heide oder die Schwäbische Alb. Durch seine Konkurrenzschwäche wird der Wachholder leicht von anderen Pflanzen verdrängt, wird im Gegenzug aber auf Weideflächen nicht vom Vieh verbissen und hat dort einen Vorteil.
Als Nutzholz spielt der Wachholder eine untergeordnete Rolle, da sein Holz nur für Kleinmöbel oder Schnitzereien nutzbar ist. Die Wachholder-Zweige und -Beeren werden in Skandinavien zur Haltbarmachung und Aromatisierung von Bier eingesetzt. Besonders in der alpenländischen Küche sind Wachholderbeeren auch als Gewürz beispielsweise für Sauerkraut oder Wildbret verbreitet. Besonders bekannt ist auch der Wachholderschnaps, insbesondere der Gin. Als Zierstrauch kommt der gemeine Wachholder oft in Gärten und auf Friedhöfen vor.
2003: Die Schwarz-Erle
2003 wurde die Schwarz-Erle zum Baum des Jahres ernannt. Sie erreicht eine Höhe von etwa 30 Metern und hat einen geraden Wuchs mit pyramidaler Krone. Auffälliges Identifikationsmerkmal ist ihr zäpfchenartiger Fruchtstand, der auch im Winter am Baum bleibt. Auch die vorne abgerundeten Blätter und die zerrissene Borke älterer Bäume machen die Schwarz-Erle leicht erkennbar. Während der letzten Eiszeit war die Schwarzerle im Mittelmeerraum verbreitet und wanderte von dort aus wieder nach Mitteleuropa ein, wo sie ihr heutiges Verbreitungsgebiet hat. Auch in Asien und Afrika kommt sie vor.
Die Erle ist konkurrenzstark auf nassen und überfluteten Standorten und setzt sich dort dominant durch. Im Ökosystem fungiert sie als Grundwasserzeiger, Torfbildner, Stickstoffsammler, Tief- und Intensivwurzler. Die für die Erle lebensnotwendige Stickstoffgewinnung, vorwiegend aus der Luft, erfolgt in Symbiose mit einem Bakterium. Die Schwarz-Erle ist derzeit durch das Erlensterben bedroht, das sich durch Krankheitserreger und Pilzbefall ausbreitet. Auch Insekten können starke Schäden an Erlenbäumen hervorrufen.
Im Mittelalter wurden nach dem Lex Salica vier Erlenstäbe über dem Kopf eines Verurteilten zerbrochen und in alle vier Himmelsrichtungen geworfen. Dies symbolisierte seine Verstoßung aus der Gemeinschaft und hat noch heute in der Redensart „über jemanden den Stab brechen“ bestand. Im Volksglauben wurde die Erle mit Geisterscheinungen und Hexerei in Verbindung gebracht. Der Standort im Moor, welches als Ort der Toten galt und das vermeintliche Bluten des Baumes bei der Fällung, war den Menschen unheimlich. „Erlenfrauen“ lockten durch Zauberei Wanderer ins Moor. Das Blut der Erle wurde mit dem Teufel und der Kreuzigung Christis in Verbindung gebracht.
Der Begriff des Erlkönigs geht auf eine Übersetzung Herders zurück, der den Begriff „Ellerkonge“ für Elfenkönig falsch ins Deutsche übertrug. Auch Goethe übernahm diesen ausdruck in seiner wohl bekanntesten Ballade.
Die Apfelbäume
Gemäß dem Satz, jeder Mann solle ein Kind zeugen, ein Haus bauen und einen Baum pflanzen, stehen fünf Apfelbäume im Garten der Harald Schmidt Show. Diese symbolisieren die Kinder der Mitarbeiter der Harald Schmidt Show aus dem Jahr 2002: Julischka (*23. April 2002), Florina Babette (*6. Mai 2002), Peter Bernhard (2. Juni 2002), Emma Luca (*15. August 2002) und Alois (10. September 2002). Der erste und vierte Apfelbaum sind Jakob Lebel, der dritte eine Goldrenette, Freiherr von Berlepsch und der fünfte ein Winterambur. Bei dem kleinen Peter handelt es sich um den Sohn von Markus Paßlick, der den Garten für die Show anlegte.
Jakob Lebel
Der Jakob Lebel wurde 1825 von seinem Namensgeber Jacques Lebel in Frankreich entdeckt und besonders in Rheinland-Pfalz verbereitet. Sie war in den 20er Jahren eine der drei Apfelsorten, die zu Reichsobstsorten gewählt wurden. Der Baum kennzeichnet sich besonders durch seine dicken Triebe, die sich im Herbst unter dem Gewicht der Äpfel nach unten neigen. Der auch „Gelber Mecklenburger“ oder „Eisenbahner“ genannte Apfel ist ca 6 cm hoch und bis zu 10cm breit, gelblich grün mit roten streifen auf der Sonnenseite. Das Fruchtfleisch gilt als saftig und mürbe. Gepflückt werden die Äpfel ab Mitte September. Für eine lange Haltbarkeit müssen sie jedoch kühl gelagert werden und für eine bessere Qualität empfiehlt sich eine spätere Pflückung. Für den Anbau wird ein windgeschützter Standort empfohlen, da die Äpfel sehr lose am Baum hängen.
Goldrenette Freiherr von Berlepsch
Der Berlepsch, auch Freiherr von Berlepsch, ist ein Tafelapfel, der 1880 gezüchtet wurde. Sie verdankt ihren Namen dem damaligen Düsseldorfer Regierungspräsidenten Hans Hermann Freiherr von Berlepsch. Der starke Baum sollte für einen guten Wuchs anfangs jährlich geschnitten werden. Mit ca. 5-6cm Höhe und 6-7cm Breite ist die Grundfarbe des Apfels grünlich bis gelblich mit zahlreichen aber unscheinbaren hellbraunen Punkten und einer braunroten Deckfarbe. Der Berlepsch gehört zu den 10 Apfelsorten mit dem höchsten Vitamin C Anteil (23,5 mg / 100 mg) und wächst am besten in milden Lagen. Die Pflückreife beginnt im September, die Genussreife im Januar.
Rheinischer Winterambur
Der Rheinische Winterambur ist ein Kulturapfel aus der Region und auch unter den Namen Jägerapfel, Teuringer oder Menznauer Jäger bekannt. Von den Apfelsorten im Garten der Harald Schmidt Show ist er die älteste. Bereits seit den 1650er Jahren ist er bekannt. Die besonders langlebigen und widerstandsfähigen Bäume mit mttelstarkem bis starkem Wuchs findet man heute noch in vielen alten Streuobstbeständen in Rheinland-Pfalz. Auffällig beim Winterambur ist die glatte, fettige Schale mit zunächst hellgründer, später goldgelber Färbung und roter Marmorierung auf der Sonnenseite. Das weiße Fruchtfleisch schmeckt süßlich und ist reich an Vitamin C. Beliebt ist der Winterambur auch aufgrund seines intensiven Geruchs. Den Namen hat der Kulturapfel aufgrund seiner Verwendung als Winterapfel bis ins 20. Jahrhundert hinein. Heute dient er als Wirtschafts- und Tafelapfel und wird für die Herstellung von Saft und Brand, als Bratapfel oder für Apfelkuchen genutzt.
Es ist nicht überliefert, ob die Bäume das Ende der Show und den Verkauf des Studios 449 überlebt haben.
Liste aller Bäume des Jahres
Jedes Jahr im Oktober wird seit 1989 der Baum des Jahres für das darauffolgende Jahr bestimmt. In Deutschland erfolgt die Festlegung durch die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ gemeinsam mit dem „Kuratorium Baum des Jahres“, welches als Fachbeirat fungiert. Während der Laufzeit der Harald Schmidt Show 1995 bis 2014 waren diese Bäume „Baum des Jahres“, von denen aber nur vier gepflanzt wurden:
- Spitzahorn (1995)
- Hainbuche (1996)
- Eberesche (1997)
- Wildbirne (1998)
- Silber-Weide (1999)
- Sandbirke (2000)
- Esche (2001)
- Gemeiner Wachholder (2002)
- Schwarz-Erle (2003)
- Weiß-Tanne (2004)
- Gewöhnliche Rosskastanie (2005)
- Schwarzpappel (2006)
- Wald-Kiefer (2007)
- Echte Walnuss (2008)
- Berg-Ahorn (2009)
- Vogel-Kirche (2010)
- Elsbeere (2011)
- Europäische Lärche (2012)
- Holzapfel (2013)
- Traubeneiche (2014)
Neben dem Showgarten von Harald Schmidt, kann man die Bäume des Jahres beginnend mit 2001 auch im Berliner Zoo und am Schäfersee in Berlin sowie die Jahre 1989 bis 2014 an der Bundesautobahn 4 bei Kerpen-Buir bewundern.