Ich, einfach unvermittelbar?

Ich, einfach unvermittelbar?“ heißt ein neues Doku-Format auf VOX als Lead-Out zu „Die Höhle der Löwen“, das sich wie schon zuvor „Das Vorstellungsgespräch“ um den Arbeitsmarkt dreht. Mit der Kamera werden als unvermittelbar geltende Bewerber mit Autismus, Tourette oder sozialen Phobien begleitet. Die oft hochbegabten Menschen fallen aufgrund ihrer auffälligen Tics und Macken aus der Reihe und bewerben sich oft schon seit Jahren erfolglos auf Stellen. Gerade diese Beeinträchtigungen gehen aber oft auch mit hoher Intelligenz und Hochbegabung einher und somit entpuppen sich Wolfgang, Sebastian, Cris, Isabelle und Co. als wahre Schätze für potenzielle Arbeitgeber.

„Ich, einfach unvermittelbar?“ Staffel 1 (2018)

Prod# Staffel 1 Erstausstrahlung Teilnehmer Zuschauer Marktanteil
(14-49 Jährige)
#001 Folge 1 04. September 2018 Wolfgang & Sebastian 1,26 Mio 17,2 Prozent
#002 Folge 2 11. September 2018 Cris & Isabelle 1,12 Mio 12,3 Prozent
#003 Folge 3 18. September 2018 David & Max 1,05 Mio 13,2 Prozent
#004 Folge 4 25. September 2018 Christina & Stefan 1,07 Mio 11,2 Prozent

Das Format „Ich, einfach unvermittelbar?“ basiert auf dem englischen BBC-Vorbild „Employable me“ und spielt in seiner Namensgebung auf den Film „Ich, einfach unverbesserlich“ („Despicable Me“) an. Die erste Staffel bestehend aus vier Folgen läuft immer dienstags nach „Die Höhle der Löwen„. Mit Ich, einfach unvermittelbar nimmt sich VOX sehr einfühlsam eines Themas an, das bisher leider zu wenig Präsenz hat. Zwar zieht das Fernsehformat die Zuschauer sofort in seinen Bann, doch auf Effekthascherei wird dabei komplett verzichtet. Die Teilnehmer werden sehr authentisch als Menschen mit einem Schicksal dargestellt.

Die Teilnehmer 2018

Wolfgang

Der 45-jährige Wolfgang aus Bayern ist hochintelligent und verfügt über ein enormes Fachwissen. Dies kann der Biologe, der seinen Master mit der Note 1,9 machte, aber nicht anwenden und fühlt sich dauerhaft ungefordert und ungewollt. Die Diagnose Autismus macht es ihm nicht leicht, einen Job zu finden. Im sozialen Miteinander wirkt er oft unbeholfen, obwohl er ein sehr herzlicher und sympathischer Mensch ist. Seit 2012 ist die Jobsuche des Biologen erfolglos.

Das Fernsehteam begleitet Wolfgang zu einer Einstufung und Stärkenanalyse. Mit Bravour meistert er alle Tests. Bei einem Startup, das auch schon mal in der Höhle der Löwen war, findet er schließlich die Chance, sich im Berufsleben zu beweisen. An seinem ersten Tag taucht er allerdings mit Atemschläuchen im Büro auf. Diese trägt er aus Solidarität zu einem Freund, der seit einem Arbeitsunfall auf eine solche Atemhilfe angewiesen ist. Trotz der skurrilen Situation wird er von Peter Hart und seinem Team bei Dr. Severin sehr herzlich willkommen geheißen. Wolfgang ist sofort ein vollwertiges und hoch respektiertes Mitglied des Teams.

Seine analytischen Fähigkeiten helfen ihm, die Fertigungsanlagen des Startups zu verstehen und zu optimieren, welches Pflegeprodukte herstellt. Am Ende steht eine dreimonatige Probezeit, in der Wolfgang sich noch weiter beweisen kann. Seine Jobsuche war Gegenstand der ersten Folge am 04. September 2018.

Sebastian

Seit fünf Jahren lebt Sebastian mit der Diagnose Tourette-Syndrom. Nahezu permanent fällt er durch unruhige Tics, Pfeifen und unkontrollierte Gestik, Mimik und Äußerungen auf. Der junge Mann ist hochbegabt, aber hat seit 2016 Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Medizinisches Marihuana soll nun Linderung verschaffen. Vor allem aber möchte er zurück in den Job.

Sebastian findet am Ende der Sendung, die am 4. September 2018 erstmal ausgestrahlt wurde, eine Anstellung in der Requisite bei einem Theater.

Isabelle

Die 50-jährige Mönchengladbacherin ist einer der schweren Fälle der Sendung. Die Grafikerin und Erzieherin leidet unter Asperger-Autismus und hat seit 2005 nicht mehr gearbeitet. Für das Amt ist der Fall klar: Isabelle, die am Stock geht, mit Sprechen, Nähe und Berührung Probleme hat, unter Tics und Marotten leidet und viele Gänge in unbekannter Umgebung nicht ohne ihre Betreuerin gehen kann, ist unvermittelbar.

Mit einer Erwerbsunfähigkeitsrente möchte die hochintelligente Frau sich aber nicht abspeisen lassen. Sie möchte wieder einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Das VOX-Team begleitet sie auf einen Tierhof, auf dem sie im Umgang mit Tieren, aber auch mit dem Team aufblüht, ihre Scheu zu großen Teilen ablegt und am Ende der Sendung vom 11. September 2018 eine Beschäftigung als freie Fotografin findet.

Cris

Cris leidet unter dem Tourette-Syndrom. Die Diagnose erhielt er erst im Alter von 17 Jahren. Viele potenzielle Arbeitgeber fürchten sich davor, den jungen Mann einzusetzen und die Branche ist ohnehin in einem Umbruch. Der gelernte Stuckateur aus Berlin hat aber eine andere Stärke. Er verfügt über einen sehr analytischen Blick, mit dem er in Kaufhäusern schnell tote Winkel von Kameras und Schwachstellen in Sicherheitskonzepten entdeckt. Eine Stärke, die mit seiner Beeinträchtigung einhergeht. Der Test zeigt, dass Cris tatsächlich überdurchschnittlich intelligent ist.

Eine Berliner Sicherheitsfirma bietet ihm in der Sendung vom 11. September 2018 einen Job an. Zunächst patrouilliert Cris im Hotel und soll die Zimmer und Gänge kontrollieren. Seine wahre Stärke zeigt sich aber bei der Spontananalyse von Sicherheitssystemen. Innerhalb von sekunden kann er sagen, welche Türen schlecht gesichert, welche Bereiche schlecht einsehbar und welche Kameras falsch eingestellt sind. Am Ende reicht es für einen Minijob als Berater. Da sich noch eine andere Jobmöglichkeit ergeben hat, schlägt er das Angebot allerdings aus.

David

Seit sieben Jahren ist David auf Jobsuche. Der Asperger-Autist lebt mit seiner Verlobten und den gemeinsamen Kindern von Hartz IV. Über 14 Jahre lang wechselte er von Job zu Job. In über 70 Berufen hat er bereits gearbeitet. Als Übersetzer, als Computerspezialist oder Webdesigner. Nur keine der Anstellungen hat lange gehalten. Die Sendung am 18. September 2018 gibt Einblick in seine Jobsuche.

Max

Auch Max ist Asperger-Autist und leidet unter spastischen Lähmungen. Seit sechs Jahren versucht er, den Einstieg als Berufsmusiker zu schaffen, denn Musik ist sein ganzes Leben. Leidenschaftlich gern spielt er Schlagzeug, sein Gehör ist fein und sein musikalisches Wissen enorm. Nur einen Job hat er bisher noch nicht gefunden. Das VOX-Team begleitet ihn in der Sendung am 18. September 2018.

Christina

Die 18-jährige Christina ist eine wunderhübsche junge Frau und niemand würde auf den ersten Blick vermuten, dass sie Autistin ist. Eher schüchtern und ein wenig unbeholfen wirkt sie. Doch Smalltalk fällt ihr ausgesprochen schwer und bisher blieb jede Jobsuche erfolglos. Schon als Kind fühlte sie, dass sie anders ist als viele ihrer Mitschüler, doch keine verhaltenspsychologische Einrichtung konnte ihr helfen. Erst 2016 erfolgte die Diagnose Autismus.

Der Einstieg in den Arbeitsmarkt könnte Christina beim Frankfurter Computerspiele-Hersteller Deck 13 gelingen. In Folge 4 darf sie dort in der Qualitätssicherung / Quality Assurance mitarbeiten. Im Point & Click-Abenteuer „Adventures of Bertram Fiddle: Episode 2“ geht sie auf Fehlersuche. Deck 13 ist eines der rennomiertesten Games-Studios Deutschlands und hat Titel wie „The Surge“ und „Lords of the Fallen“ herausgebracht.

In der Vorschau sieht man sie, wie sie unbeholfen im Büro steht und sich vor laufender Kamera eingestehen muss, dass sie nicht weiß, wie man sich verabschiedet. Diese und viele weitere anrührende Szenen gibt es in der Sendung am 25. September 2018.

Stefan

Stefan leidet insbesondere an motorischen Tics. Er leidet jedoch nicht nur an Tourette sondern auch an Asperger-Autismus. Durch die doppelte Diagnose war es ihm bisher unmöglich, eine Ausbildung zu absolvieren. Lediglich Aushilfsjobs – beispielsweise als Karaoke-DJ – hielten ihn über Wasser. am 25. September 2018 zeigt VOX, was aus Stefans Jobsuche wurde.

Die Unternehmen

Für jeden Kandidaten sucht VOX ein Unternehmen, in dem dieser seine oder ihre speziellen Fähigkeiten einsetzen kann. Dies sind oft analytische Fähigkeiten, Logik und die Begabung, innerhalb schnellster Zeit Muster zu erkennen. Während einige Kandidaten eher in traditionelle Berufe und mittelständische Unternehmen wie ein Theater oder eine Sicherheitsfirma vermittelt werden, gibt es auch das ein oder andere Wiedersehen mit Unternehmen aus der Medien- und Startup-Branche. Autistin Christina bewarb sich beispielsweise in der Games-Wirtschaft bei Deck13. In der ersten Staffel gab es außerdem ein Crossover mit der Höhle der Löwen: Autist Wolfgang absolvierte seine Probetage bei dem Löwen Startup Dr. Severin.

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Wissenswertes

Viele der Kandidaten wurden jahrelang mit ihren Beeinträchtigungen alleine gelassen oder falsch diagnostiziert. Erst mit der Diagnose Asperger, Autismus oder Tourette trat etwas wie eine Erlösung für sie ein. Zwar gelten die Krankheiten als unheilbar, doch mit dem Verständnis für die Krankheit beginnt das Verständnis für sich selbst und das eigene Verhalten. Nur so kann ein Weg gefunden werden, mit den eigenen Tics umzugehen und eine Linderung des Leidens zu erreichen.

Über Autismus

Die Autismus-Spektrum-Störung äußert sich durch verschiedene Symptome, die das Miteinander mit anderen Menschen umschreiben. Autisten haben oft Problemen im sozialen Umgang, insbesondere im Aufbau von und im Verständnis für Beziehungen. Sie fallen durch Auffälligkeiten bei der Kommunikation auf und haben eingeschränkte Interessen mit stereotypen, sich wiederholenden Verhaltensweisen. Nicht alle dieser Symptome sind bei allen Autisten gleichermaßen ausgeprägt. Autistische Störungen sind stets auf einem Spektrum verteilt und nicht klar gegeneinander abgegrenzt. Begrifflich beinhaltet der Autismus eine Form des Insichgekehrtseins

Bekennt sind vor allem der frühkindliche Autismus, der meist mit eingeschänkter Sprachentwicklung und/oder geistiger Behinderung einhergeht, und das Asperger-Syndrom. Asperger kann sich durch eine pedantischen Sprachstil und Probleme im Begreifen von Ironie und Metaphern ausdrücken. anders als beim frühkindlichen Autismus ist die geistige Entwicklung nicht beeinträchtigt sondern normal bis hin zur Hochintelligenz und oft auch Hoch- und Inselbegabung. Leichtere Fälle von Asperger-Syndrom werden im Englischen umgangssprachlich auch als „Little Professor Syndrome“, „Geek Syndrome“ oder „Nerd Syndrome“ bezeichnet.

Menschen mit Asperger-Syndrom haben vor allem Probleme im sozialen Miteinander, da ihnen die Fähigkeit zum Aufbau von Beziehungen weniger offen steht als anderen Menschen. Betroffenen fällt es schwierig, Blickkontakt aufzunehmen und zu halten, Hände zu schütteln oder andere Formen des Körperkontakts und Gespräche zu führen, besonders wenn es um belanglosen Smalltalk geht. Menschen mit Asperger haben oft nur wenige oder auch gar keine Freunde. Während sie fachlich brillieren und oft ihren Mitmenschen voraus sind, haben sie Probleme im sozialen Miteinander mit Kollegen und Kunden. Sie zeigen in ihrer Lebensgestaltung und in ihren Interessen meist stereotype Verhaltensmuster, die mit hohem spezifischen Wissen und logischem Denken einhergehen.

Je nach Schwere der autistischen Störung kann beim Asperger-Autismus ein positiver Langzeitverlauf angenommen werden, der es den Betroffenen ermöglicht, besser mit ihrer Umwelt zu interagieren und die gelernten Verhaltensweisen im Miteinander anzuwenden und im Alltag nicht mehr aufzufallen. Autismus kann jedoch auch mit anderen Erkrankungen wie Depressionen, Tourette, ADHS und mehr einhergehen.

Über Tourette

Das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom (kurz Tourette-Syndrom) ist eine Erkrankung des Nervensystems. Betroffene leiden unter sogenannten Tics. Das sind in Form von Bewegungsstörungen vor allem spontane, oft heftige Zuckungen und unkontrollierte motorische Bewegungen, meist einhergehend mit verbalen Laut- oder Sprachäußerungen, über die Betroffene keine Kontrolle haben. Tourette tritt oft schon im Kindesalter auftreten und nimmt gelegentlich im Erwachsenenalter wieder ab, verschwindet in der Regel aber nie ganz.

Motorische Tics können Augenblinzeln, Naserümpfen, Kopfwerfen oder Grimassenschneiden sein. Bei den verbalen oder vokalen Tics sind es oft Laute, Husten oder das Nachahmen von Tiergeräuschen. Es kann aber auch zur Nachahmung Anderer oder zur Äußerung von Worten oder Obzönitäten kommen. Durch Training, Therapie und medizinische Behandlung können Betroffene lernen, Symptome oder Ausbrüche zu lindern.

Häufige Begleiterscheinungen von Tourette sind die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Zwangsstörungen. Tourette-Betroffene sind in der regel nicht minder leistungsfähig als andere Menschen und leiden vor allem unter der Reaktion ihrer Mitmenschen.