Jung, weiblich, Boss war eine kurzlebige Gründershow, die 2018 auf RTL II lief und online auf TV Now abrufbar ist. Die erfolgreiche Geschäftsfrau Jette Joop trat darin als Beraterin für acht Gründerinnen auf und unterstützte diese bei der Verwirklichung ihrer Ideen. Über die Businesspläne der Frauen hinaus wurde passend zur RTL II Zielgruppe auch die persönliche Geschichte einer jeden beleuchtet. Trotz der wichtigen und großen Prämisse, mehr Frauen als Gründerinnen für die Startup-Szene zu begeistern, blieben bei dem großen Montagabend-Format die Zuschauer aus.
Nach nur zwei Folgen zog der Sender den Stecker und setzte die Sendung ab. Grund waren die schlechten Quoten. Ein ähnliches Schicksal erlitt kurz zuvor auch der DHDL-Juror Carsten Maschmeyer bei seinem Alleingang mit „Start UP! Wer wird Deutschlands bester Gründer?„. Auch in der Presse war die Ressonanz auf die Sendung eher negativ. Trotz einiger womöglich gerechtfertigter Kritikpunkte, ist die Sendung durchaus sehenswert!
Sendung verpasst?
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Jung, weiblich, Boss 2018
Die Teilnehmerinnen 2018
Jette Joop begleitete sechs Einzelgründerinnen und ein Gründer-Schwesternpaar.
Angel Army und The Glitter Sh!t
Annabelle Boom: Smoothie Bowls, Buch & Schmuck
Christina Volmari: queenpeace Frottee-Handtaschen
Cita & Lea Maaß: Citalea Mode für kurvige Frauen
Martina Leisten: Café-Gründerin und Autorin
Victoria van Violence: The New Rose Statement-Shirts
Sendetermine 2018
Prod# | Staffel 1 | Erstausstrahlung | Zuschauer | Marktanteil (14-49 Jährige) |
001 | Folge 1 | 06.08.2018 | 0,31 Mio. | 3,1 Prozent |
002 | Folge 2 | 13.08.2015 | 0,33 Mio | 2,8 Prozent |
003 | Folge 3 | 20.08.2018 | online | online |
004 | Folge 4 | 27.08.2019 | online | online |
005 | Folge 5 | 03.09.2018 | online | online |
Die Sendung Jung, weiblich, Boss adressiert ein wichtiges Thema in der Startup-Landschaft. Deutschland hat nur wenig Gründerinnen. Gerade einmal 14,6 Prozent aller Neugründungen hatten 2017 eine Frau als Gründerin. Bereinigt um die „klassischen Frauenthemen“ Mode, Familie und Haushalt stehen die Frauen mit einem Anteil von nur 5 Prozent an technischen Gründungen weit abgeschlagen.
Die Mentorin
Jette Joop
Das passierte bei „Jung, weiblich, Boss“
Folge 1 – Sendung vom 06.08.2018
Cita und Lea werden vorgestellt und dabei gezeigt, wie sie ihren Onlineshop voranbringen wollen. Unter der Marke „Felicitydesign verkaufen sie Schmuck, Schminkzubehör und Mode. Die Krankenschwester und die Versicherungskauffrau träumen davon, ihre festen Jobs aufgeben und von ihrem Onlinebusiness leben zu können. Jette Joop ist beeindruckt vom selbstbewussten Auftritt der beiden molligen Schwestern und rät ihnen, ihre Stärke für eine Neuausrichtung des Shops auf Plus-Size-Mode einzusetzen. Auch sollten sie ihre beiden Namen zur neuen Marke machen und auf Felicitydesign verzichten. Zunächst wird aber Citas 30. Geburtstag auf Mallorca gefeiert.
Auch zwei eher skurrile Geschäftsideen werden vorgestellt. Musical-Sängerin, Hausfrau und Mutter Christina hat die letzten Jahre ihren Mann beim Aufbau seines Betriebes unterstützt. Nun unterstützt er sie bei ihrer Gründung. Unter dem Namen „Killekille, Gänsehaut“ möchte sie einen Salon eröffnen, in dem Menschen sich kraulen lassen können. Jette Joop ist nicht überzeugt von der Idee. Die Gründerin hat aber auch noch Taschen im Angebot, die sie aus alten Handtüchern genäht hat. Myra möchte eine Girl-Performance-Show auf die Beine stellen. Ihre AngelArmy soll eine weibliche Version der Chippendales sein und als Stripshow irgendwann in Las Vegas landen. Jette Joop ist nahezu entsetzt von der Idee der jungen Frau.
Folge 2 – Sendung vom 13.08.2018
Cita und Lea besuchen eine Plussize-Messe in Hamburg, um Kontakte für ihren Onlineshop zu knüpfen. Außerdem nimmt eine modeberaterin ihren Onlineshop unter die Lupe und mit ihrer Kritik nahezu auseinander. Die Liquidität fließt außerdem durch teure Auslandsreisen zu den Produktionsstätten in zu hohem Maße ab. Cita wurde überdies nach 3,5 Jahren Beziehung von ihrem Freund verlassen und Lea ist kurzfristig auf sich alleine gestellt. Christina testet derweil auf der Straße, wie ihre Idee eines Kraulsalons bei fremden Menschen ankommt. Später raten Freundinnen ihr von der Idee ab. In einem Laden stehen und auf Kundschaft warten, entspreche nicht dem quirligen Naturell von Christina.
Annabelle betreibt mit ihre Verlobten ein Restaurant und möchte ihre Smoothie Bowls nun auch in den Supermarkt bringen. Gesunde Ernährung liegt der Schauspielerin, die als Teenager magersüchtig war, sehr am Herzen. Als sie Jette Joop von der Krebserkrankung und dem Tod ihrer Mutter erzählt, müssen beide Frauen weinen. Adrianna ist dreifache Mutter und derzeit festangestellte Kosmetikerin. Sie träumt von einem eigenen Kosmetik-Salon mit eigens produzierten Cremes und Masken. Jette Joop rät ihr allerdings von dem unternehmerischen Risiko ab und empfiehlt, die Kunden eher im privaten Raum zu empfangen oder zu besuchen. Kurz vor Drehbeginn ist auch die attraktive Deutschpolin von ihrem Freund verlassen worden.
Folge 3 – Sendung vom 20.08.2018
Victoria und Myra stellen ihre Geschäftsideen Jette Joop vor. Während „Viva la Menstruation“ und andere feministische Shirts bei Jette Joop gut ankommen, findet die „Porno“-Stripshow wenig gefallen. Beide Frauen haben gemeinsam, dass sie mehr oder weniger hohe Schulden und kein Kapital zur Gründung haben.
Beim Schuldnerberater erfährt Myra die Höhe ihrer Schulden und dass sie für eine Gründung ihren Insolvenzverwalter überzeugen muss. Martina Leisten hat die Insolvenz schon fast komplett hinter sich und möchte nun mit einem Foodtruck für Minitörtchen durchstarten. Jette Joop schätzt zwar den Elan der Gründerin, doch das Alleinstellungsmerkmal der Geschäftsidee fehlt ihr noch. Sie empfiehlt ihr, auf gesunde Torten zu setzen. Die kommen bei einem Testessen auch gut bei Martinas Freunden an.
Auch Martina muss nun einen Businessplan erstellen und die Finanzierung klären. Adriana sucht in Berlin nach einer Location für ihren Kosmetik-Salon, obwohl Jette Joop ihr von einer größeren Investition abgeraten hat. Zu Hause möchte sie aber keine Kunden empfangen. Das fänden auch ihre Kinder nervig. Mit einem Bekannten rechnet sie die Kosten eines Salons durch. Rund 6.000 Euro müsste sie im Monat verdienen, um gleichzeitig ihren Lebensstandard zu halten. Kurzerhand schwenkt sie auf Kimono-Mode um. Hierfür hat sie sich mit einer Schneiderin zusammen getan.
Auch Christina schwenkt um. Vom Kraulsalon auf Frottee-Accessoires. Auch sie hat sich eine Schneiderin gesucht und probiert begeistert die ersten Frottee-Kleidungsstücke an. Cita und Lea werden derweil von Jette Joop zum Teleshopping-Sender QVC eingeladen. In einem Probecasting dürfen sie ihre Mode anpreisen. Währenddessen erfährt Martina, dass sie zwar schuldenfrei ist, ihr Insolvenzanwalt ihr von einer Neugründung aber tunlichst abrät.
Folge 4 – Sendung vom 27.08.2018
Myra ist auf der Suche nach einem Investor für ihre Show. Cita und Lea dürfen ihre Ware bei Möbel Höffner anbieten. So ganz einig sind sie sich bei der Namenswahl aber noch nicht. Beide Schwestern wollen ihren Namen vorne sehen. Es tauschen zwar etliche Fans von Citas Youtube-Kanal auf, aber keiner scheint etwas zu kaufen. Das ändert sich erst mit einem Auftritt auf der Verkaufsbühne. Mit den 425 Euro aus dem Verkauf sollen die Prototypen der Plus-Size-Kollektion gefertigt werden. Mit diesen gelingt es später, einen Produzenten und Investor zu finden.
Die erste Charge ihrer Mode hält auch Victoria in den Händen. Mit einem Kredit hat sie einige Hundert Stück produzieren lassen. Martina trifft die vernünftige Entscheidung, ohne finanzielle Rücklagen die Foodtruck-Idee nicht weiter zu verfolgen. Aber sie findet ein 20 Quadratmeter großes Café, das sie übernehmen kann. Ablösefrei, gepachtet mit allem drum und dran. Die Idee mit den gesunden, zucker- und kalorienfreien Kuchen hat sie sich erhalten.
Christina ist auf der Suche nach einer Produktionsstätte für ihre Frottee-Mode. Im Atelier Stich by Stich, dem gefragtesten und mit dem Gründerpreis ausgezeichneten Mode-Atelier Frankfurts, sucht sie Unterstützung. Dafür fährt sie ohne Termin vor und wird tatsächlich angehört. Die Idee verfängt und es kommt zu einer Zusammenarbeit. Derweil besucht Jette Joop Adrianna zuhause, um sich ihre neue Geschäftsidee, Kimono-Mode, anzuschauen. Die Designerin ist begeistert. Annabelle hat den ersten Prototypen ihrer Smoothie Bowl. Der ist aber nur tiefgefroren und ohne ansprechendes Äußeres auf den Markt zu bringen.
Jette Joop lädt die Gründerinnen nach Berlin ein. Ein halbes Jahr ist seit der ersten Begegnung der Gründerinnen vergangen. Gemeinsam tauschen sie sich zu ihren Erfahrungen aus. Drei Monate haben sie nun Zeit, dann wird Jett Joop für sie zwei Tage lang einen Pop Up Store in Berlin eröffnen. Bis dahin müssen sie Ergebnisse vorweisen.
Folge 5 – Sendung vom 03.09.2018
Der Countdown zur Pop-Up-Store-Eröffnung läuft. Am vierten Mai 2018 ist es so weit. In der Alten Schönhauser Straße, einer der hippesten Einkaufsgegenden Berlins eröffnet Jette Joop für zwei Tage einen Store für die Gründerinnen.
Cita und Lea legen sich endlich auf einen neuen Namen für ihr Unternehmen fest: „Citalea“. Parallel dazu wird die Mode in China produziert. Victoria startet derweil ihren Onlineshop. Sie baut auf die Follower-Power ihrer über 500.000 Fans. Der Start läuft gut, bis der Zahlungsdienstleister Paypal alles versaut. Gründerin Annabelle hat derweil ihre Boom Bowl aufgegeben und ein Buch geschrieben. Das kommt pünktlich zur Store-Eröffnung heraus und ist eine Mischung aus Buch, Ratgeber und Planer.
Auch Myra muss umdisponieren. Weil sie die Angel Army nicht schnell genug auf die Straße bringen kann, hat sie gemeinsam mit ihrer Mutter einen Onlineshop für Glitzeraccessoires eröffnet. Aufgrund von Myras Privatinsolvenz läuft die neue Firma auf ihre Mutter. Christina singt ein Werbevideo für ihr neues Frottee-Business ein. Martina kann mit ihrem neuen Café noch nicht leben. Für Miete und Ladenmiete, muss sie sich aktuell noch Geld leihen. Adrianna springt derweil selbst als Model für ihre Werbefotos ein.
Bei der Vorbereitung im Pop-Up-Store kommt es kurz zu Stress, Streit und Tränen. Am Ende packen aber alle mit an. Der Store läuft hervorragend für die meisten der Gründerinnen. Jette Joop hat allen Grund, stolz auf die acht Damen zu sein.
Kritik an der Sendung
Die Sendung musste neben schlechten Quoten auch ein großes Maß an Kritik einstecken. Sowohl Startup-Branchenmagazine als auch Nachrichtenmedien verrissen das Format als realitätsfern, wenig hilfreich und durch zahlreiche Geschlechterklischees eher schädlich für das Bild der Frau als Gründerin. Kritisiert wurden in den Medien vor allem die klischeehaften Geschäftsideen für „weibliche“ Branchen, sowie der fehlende Fokus auf Zahlen und Businesspläne zugunsten von Herzschmerzgeschichten.
Jung, weiblich Boss stelle vor allem das Zwischenmenschliche in den Vordergrund seiner Geschichten, fokussiere sich auf Scheiternde Frauen und verfehle somit seine eigene Prämisse. Die meisten dieser Kritiken wurden jedoch nach Asstrahlung der ersten und zweiten Episode verfasst, bevor sich die Handlungsfäden richtig entwickeln konnten. So zeigen spätere Episoden, zu deren Ausstrahlung es nicht mehr kam, dass alle Teilnehmerinnen durchaus kritik- und entwicklungsfähig waren und Jette Joop durchaus auch nützliche Businesstipps und Kommentare beizusteuern hatte.
Alles in allem ist Jung, weiblich, Boss vielleicht kein repräsentatives Bild von Frauen in Gründungssituationen und Führungssituationen, wie man sie aus der Tech-Branche oder von Startups aus der Höhle der Löwen kennt. Aber es ist die Erzählung berührender menschlicher Schicksale und Geschichten, welche die Herausforderungen des Gründens und des Wiederaufstehens nach dem Scheitern zeigen. Als ganze Staffel ist die Sendung durchaus sehenswert.