Die New Yorkerin Molly Roth ist seit 6 Jahren Mitglied bei der Online-Dating Website OKCupid. Angemeldet hatte sie sich, weil sie nach Ihrem Umzug aus Michigan in der neuen Stadt neue Leute kennenlernen wollte. In diesen Jahren hat sie viele freundliche, aber auch eine ganze Reihe verrückter und ungewöhnlicher Anfragen bekommen. Die durchgeknalltesten Anmachsprüche hat Molly nun als Comics verewigt, welche sie 2014 auf ihrem Tumblr-Account „okcomix“ veröffentlichte.
Die gelernte Grafikdesignerin entwickelte dabei schon fast selbst eine Art Voyeurismus und förderte diesen, indem sie die betreffenden Männer durch ihre Profileinstellungen versuchte, dazu zu bringen, sie anzuschreiben. Eine spannende soziologische Studie, denn oft schrieben die Männer sie auch weiter an, obwohl sie ihnen gar nicht antwortete. Die Anmachen reichten dabei von dem verschrobenen, aber eher harmlosen Angebot, ihrer Katze aus dem Buch „Der kleine Prinz“ vorzulesen, bis hin zu der Bitte, sich bestimmte erotische Erniedrigungs-Szenarien vorzustellen.
Verarbeitet hat Molly Roth dabei nur Nachrichten, auf die sie nicht geantwortet hat und mit deren Absendern sie sich nicht getroffen hat. Herausgekommen sind verstörende, aber auch belustigende Comic-Strips, denen man auf Roths Tumblr-Account unbedingt folgen sollte. Die von Roth als feministisch bezeichneten Bilder halten unserer Online-Gesellschaft den Spiegel vor. Trotz alledem möchte die Zeichnerin darauf hinweisen, dass beim Onlinedating auch in Zeiten von Wischgesten, in denen sich das Dating fast wie Onlineshopping anfühle, auf beiden Seiten des Bildschirms menschliche Wesen sitzen.