Die Mitglieder der Generation Y sind immer online. Auch mobil von unterwegs. Mit Smartphone-Selfies setzen sie sich digitale Denkmäler, die sie als Footprints auf ihre Instagram- oder Facebook-Accounts laden. Kein Wunder also, dass weltweit Künstler auf die Idee gekommen sind, Selfie Statuen als echte Denkmäler zu errichten. Ein bisschen Gesellschaftskritik ist vielleicht dabei, aber ein großes Stück weit ist es auch einfach ein Abbild der heutigen Smombie-Gesellschaft (Smombie war Unwort des Jahres und bezeichnet einen Smartphone-Zombie, was wiederum genau das ist, was man sich unter dem Wort vorstellt).
Mindestens drei Künstler haben weltweit unabhängig voneinander die Selfie-Gesellschaft quasi wortwörtlich in Bronze gegossen. Seither ziehen die Selbstfotografierer aus Bronze Digitalnomaden und Touristen aus aller Welt an, die… oh Wunder, ein Selfie mit den Statuen machen. Metaebene trifft auf Metaebene. Freuen wir uns auf die ersten Icebucket- oder Duckface-Statuen.
Die Selfie Statue in Taipei
Den Anfang machte eine Bronzestatue in Taipei. Hier ist seit 2014 ein Pärchen beim Aufnehmen eines Selfies verewigt. Er trägt ein Basecap und hält das Smartphone. Sie trägt Kopfhörer und einen Rucksack. In Asien, wo die Technologie noch einmal tiefer in der Gesellschaft verwurzelt ist, als bei uns, gehört das persönliche Fotografieren schon lange zum Straßenbild.
Tribute to the selfie taking tourist. Bronze statue in #Taipei, #Taiwan. http://t.co/pZ4Seecaze #travelphotography pic.twitter.com/vjI10VS3UP
— Erwins Travel Photos (@EBTravelPhotos) February 19, 2015
Hard to fathom but this looks like a 'selfie statue' in Taipei pic.twitter.com/4DrwUntVF6
— Scott Talan (@talan) January 4, 2015
Die Selfie Statue in der Türkei
2015 folgte eine Selfie-Statue in der Türkei. Die Bronze zeigt einen osmanischen Prinzen aus dem 15. Jahrhundert mit Krumsäbel, Turban und in traditionellen Gewändern. In der Hand hält er ein Smartphone, mit dem er ein Selfie aufnimmt. Ort des Geschehens ist die türkische Schwarzmeerstadt Amasya, die früher Residenz der osmanischen Prinzen war. Die Bronze soll symbolisch Vergangenheit und Zukunft miteinander verbinden und steht direkt vor der historischen Altstadt. Neben selfiefreudigen Touristen lockte die Statue aber auch Vandalen an, die zunächst das Smartphone und dann das Schwert abbrachen – angeblich aus Versehen. Mitlerweile ist die Statue wieder in Ordnung.
Statue of an Ottoman prince taking a selfie in Amasya, Turkey pic.twitter.com/acJJ5Lh02b
— Carla van der Waal (@CarlavanderWaal) May 27, 2015
#Turquie #Amasya, 1ère statue selfie du monde… Ou ce que l'Histoire retiendra de cette génération pic.twitter.com/qjRNILE2IZ
— T○n¡● (@Ant0ineLer0y) May 13, 2015
Die Selfie Statue in Texas
Auch die Selfie Bronze, die seit 2016 in Sugar Land im US-Bundesstaat Texas steht, zieht einigen Ärger auf sich. Die Bronze zeigt zwei junge Frauen dabei, wie sie ein Selfie von sich mitten in der Stadt aufnehmen. Einigen prüden Amerikanern war das zu modern und sie machten sich lauthals Luft. Auch wurde die Steuergeldverschwendung angeprangert. Sowohl die Bronzeskulptur als auch die Installation mit insgesamt 15.000 USD wurde jedoch nicht aus öffentlichen Mitteln gezahlt sondern privat gestiftet. Die Statue ist teil einer Installation von 10 Alltags-Motiven, die in der ganzen Stadt verteilt installiert wurden. dazu gehört beispielsweise auch ein Gitarre spielender Mann und Kinder auf Skateboard und Rollerblades.
Sugar Land immortalizes the selfie with a statue in front of City Hall. It was donated to the city by a resident. pic.twitter.com/wcHb1UvGhC
— Greg Hurst (@GregHurstWREG) June 14, 2016
#selfie power: sugarland TX gets the 1st selfie statue donated by sandy levin. Kudos to bad #art pic.twitter.com/Sx1S8T2luv
— Papermine (@goPapermine) June 10, 2016